Peuerbach ist ein beschauliches Städtchen im oberösterreichischen Hausruckviertel. 4531 Einwohner zählt der Ort im Bezirk Grieskirchen. Kleine, traditionelle Strukturen prägen diesen Ort. Und mittendrin hat der Architekt und Planer Markus Roithner sein Elternhaus mit einem Aufsehen erregendem Zubau saniert und erweitert:
„Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss, wie andere Menschen“, Astrid Lindgren
Gemeinsam mit unserem Partner, der Zimmerei Niederleitner hat der Planer sein Baumhaus realisiert. Rund 175 Quadratmeter Cross Laminated Timber – vorwiegend in Wohnsichtqualität – geben dem Zubau eine nachhaltige und planerisch durchdachte Form. Rund 60 Quadratmeter Wohnfläche sind dabei entstanden.
Effizient geplant und nachhaltig gebaut
„Man vergisst beim Planen oft die ganzheitliche Nutzung des Hauses. Oft wird das Eigenheim sehr groß dimensioniert um Kindern, Tieren und Hobbies einen großzügigen Raum zu geben. Dabei vergisst man, dass diese Wohnfläche oft 20 Jahre später ungenutzter, aber kostenintensiver Raum ist. Ich versuche daher immer, auch die Nachnutzung und den Rückbau zu berücksichtigen. Damit ist ein ressourcenschonender Umgang über viele Jahrzehnte möglich“, so Markus Roithner.
Der Grundriss macht es aus. Wer mit Architekten plant, setzt sich umfassend mit vielen Themen auch abseits des Bauens auseinander. Meistens jedoch ist in den Köpfen vieler Bauherren verankert, dass ein Haus mit Architekt unleistbar ist. Gerade sie sind aber darauf bedacht nachhaltig zu planen. Das schont die Umwelt und die Geldbörse. Auch Markus Roithner kennt diese Vorurteile. Gerade im ländlichen Bereich ist es oft schwierig, hier diese Schwellenangst zu überwinden. Trotzdem hat sich der Architekt, der an der Universität Linz Architektur studiert hat, bewusst für das Wirken am Land entschieden.
Mit seinem eigenen Haus hat er in Peuerbach für Aufsehen gesorgt. Eine außergewöhnliche Gebäudehülle, die das Baumhaus ihn eine spektakuläre Form bring. Ein durchdachter Grundriss, der mit den unbehandelten Wohnsichtelementen Behaglichkeit und Großzügigkeit auf kleinstem Raum verleiht. Die kurze Bauzeit aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades der CLT Elemente waren für den Architekten ausschlaggebend: So wurden die Elementen um 7 Uhr morgens angeliefert – um 14 Uhr war das Team der Zimmerei Niederleitner bereits fertig. Der Rohbau stand.
Schwarz und ungewöhnlich: Außergewöhnliche Architektur auf nachhaltiger Basis
Die Gebäudehülle hat dem Baumhaus nochmals eine besondere Note verliehen. Die hinterlüftete Fassade wurde mit Mineralwolle gedämmt und mit Aluminiumverbundplatten verkleidet. Reynobond heißen die Platten von PREFA, die hier mittels geschlossenen Knicken die spektakuläre Fassade bilden.Die silber schimmernde Form erinnert dabei an Elemente aus dem Fahrzeug- oder Flugzeugbau und war hin und wieder Gesprächsthema am Stammtisch.
„Schon während der Bauphase hat der Duft von frischem Holz die Baustelle durchströmt. Das hat sich bis heute nicht geändert. Das Raumklima in Massivholzbauten überzeugt mich jeden Tag aufs Neue. Man wohnt irgendwie mitten in der Natur. Innen und außen.“ Markus Roithner, Architekt & Bauherr
„Wabi Sabi“ – wenn Architektur mehr als nur Design ist
Markus Roithner liebt Design. Studiert hat der Oberösterreicher an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Seit 2007 führt er sein eigenes Büro und realisiert Wohnträume für seine Kunden. Vor allem Einfamilienhäuser tragen die Handschrift des sympathischen Oberösterreichers.
„Wabi Sabi“ ist ein japanisches, ästhetisches Konzept. Das Konzept der Wahrnehmung von Schönheit. Wirklich übersetzen lässt sich der Begriff nicht, liegt ihm doch eine umfassende Haltung des ZEN zugrunde.
Für Markus Roithner ist es der Begriff für die „Schönheit von alten Dingen“. Upcycling, Nachnutzung und Wiederverwertbarkeit in ein ästhetisch ansprechendes Gewand zu packen – das ist dem Oberösterreicher enorm wichtig.
Seine Studenten wissen um die Leidenschaft des Architekten. 10 bis 12 Studenten pro Jahrgang bekommen von Markus Roithner an der Universität Linz ein umfangreiches Wissen nicht nur die Architektur betreffend vermittelt. Er legt auch im Unterricht und in der Arbeit mit den angehenden Architekten Wert darauf, ihnen ein nachhaltiges Betrachten der Planung mit auf den Weg zu geben.
„Die jungen Menschen von heute bringen meist schon ein umfangreiches Bewusstsein betreffend zukunftsweisender Themen mit. Ökologische Bauweise, Nachhaltigkeit und moderne Nutzungskonzepte sind für die Generation von Morgen bereits State-of-theArt. Hier kann man wirklich in die Tiefe gehen und das macht unheimlich viel Spaß.“ Markus Roithner
Die Baukosten haben sich real gesehen in den letzten 10-20 Jahren verdoppelt. Gerade hier bietet sich eine ressourcenschonende Planung an. Architekturleistung kostet Geld, aber wer gut durchdacht baut, baut sicher nicht teurer als „von der Stange“. Wer mit Holz baut, fördert auch die Wertschöpfung in der Region. Das verwendete Brettsperrholz stammt von unserem Partner, Stora Enso, und wird an zwei österreichischen Standorten aus zertifizierten Hölzern gefertigt.
Auch der Holzbaubetrieb ist ein regionaler Partner: Die Zimmerei Niederleitner ist ein oberösterreichischer Familienbetrieb. Hier kann man auf umfassendes Wissen und Können im Handwerk vertrauen. Die Erfahrung des Unternehmens wird sehr geschätzt und wird auch durch eine betriebsinterne Spenglerei ergänzt. Auch für das Traditionsunternehmen Niederleitner war das Projekt am Anfang „schwer vorstellbar“. Umso mehr begeistert das fertige Objekt, das auch nach 5 Jahren nichts von seiner individuellen Ästhetik verloren hat.
Zahlen, Daten, Fakten
Baujahr: 2015
Standort: Oberösterreich
Gebäudetyp: Zubau
Geschosse: 1
CLT Massivholzhaus
Projektpartner
Bauherr & Architekt: Markus Roithner
Holzbaufirma: Zimmerei Niederleitner
Ausarbeitung & Projektmanagement: ZMP
Fotorechte: KK